Schon das Titelbild zeigt ein sehr seltenes und rätselhaftes Naturphänomen: Eine pudrige Schwefelschicht bringt ein Meer aus blauen Flammen hervor. Der französische Fotograf Olivier Grunewald hat es im Geothermalgebiet Dallol im Norden Äthiopiens fotografiert. Es sind Bilder wie dieses, die eine Idee von den Anfangstagen der Erde und dem Leben auf ihr vermitteln, die er zusammen mit der Journalistin Bernadette Gilbertas seit 30 Jahren sammelt – stets auf der Suche nach den Ursprüngen unseres Planeten. 150 Fotos dieses Langzeitprojektes auf den Spuren der Erdgeschichte vereint der Bildband, aufgeteilt in vier Abschnitte: Chaos, Erde, Eden, Fauna. So erzählen die Kapitel, eingeleitet von sachkundigen Texten, von der Genese: Aus heißen Quellen entsteht Leben, die Vegetation explodiert, Tiere bevölkern die Erde. Am Ende dieser gewaltigen Entwicklung steht bekanntlich der Mensch, der nie fotografisch in Erscheinung tritt, sondern im Einleitungstext mit Zitaten renommierter Wissenschaftler zu Wort kommt. Sie alle sind besorgt, nicht um die Erde, sondern um die Spezies Mensch: Ihre Ära könne schon nach ein oder zwei Millionen Jahren vorbei sein. Denn sie zerstört, was sie zum Leben braucht. Grunewalds Bilder sind eine eindringliche Mahnung, die Schönheit der Erde zu wahren. Hoffentlich nicht eine von vielen, die wir ungehört verklingen lassen.
Olivier Grunewald, Bernadette Gilbertas
Von Chaos zu Eden
Knesebeck. 240 Seiten, 50 €