Alles kommt wieder. Diese Gewissheit gibt Kindern Sicherheit. Sind sie gestresst, schleppen sie garantiert eine Geschichte an, die wir schon x-mal vorgelesen haben. Zu viele Eindrücke? Das Bekannte verspricht Rettung. Dieses Verhaltensmuster legen übrigens auch Erwachsene gerne an den Tag, wenn es darum geht, den Klimawandel schönzureden. Etwa so: Insulaner sind doch schon seit jeher gefordert, sich vor Sturmfluten zu schützen. Es passiert immer wieder, dass Rentiere verhungern, weil das unstete Wetter Moose und Flechten mit einer Eiskruste überzieht. Und das Mittelmeer versauert nicht zum ersten Mal. Das gab es schon vor 50.000 Jahren!
Ja, das gab es schon, sagt auch die Journalistin Susanne Götze. In ihrem Buch, das mit 15 Reisereportagen aus drei Erdteilen dem Klimawandel ein erschreckend klares Gesicht gibt, wird sie nicht müde, diesen Sicherheitsreflex des Menschen jedes Mal aufs Neue aufzugreifen. Doch so gut wie jede ihrer Reportagen – egal ob über einen Winzer aus dem Weindorf nahe Bordeaux, einen Samí vom nordfinnischen Inarisee oder eine Meeresbiologin in Barcelona – macht klar: Dieses Mal ist es anders. Es geht schneller und in einem Ausmaß, das viele Menschen bedroht. Sie tut das, ohne ins Alarmistische zu verfallen. Ein wichtiges Buch, das zwar nicht so viel Neues zu diesem abstrakten Thema hervorbringt, es aber besonders erfahrbar ins Hier und Jetzt zerrt.
Susanne Götze
Land unter im Paradies
Reportagen aus dem Menschenzeitalter
Oekom. 208 Seiten, 16 €