Raues Meer, Eisschollen: Mit einem Schlauchboot machen sich einige Männer auf den Weg zu den Neusibirischen Inseln, um nach Mammutstoßzähnen zu suchen. Die Harvard Medical School in Boston: Bei einem Kongress tauschen sich mehrere Hundert Studierende aus aller Welt über synthetische Biologie aus. Das Interesse wächst von Jahr zu Jahr. Später finden sibirische Männer ein fast komplett erhaltenes Mammut. In einer Biotech-Firma in Seoul klont man Hunde. Zwischen diesen Szenen Visionäre, die davon träumen, ein Mammut neu zu erschaffen. Die Themen, die „Genesis 2.0“ berührt, bergen große Fragen: Wozu darf der Mensch seine Fähigkeiten nutzen? Darf er neue Wesen erschaffen, nur weil er kann? Leider versäumt die Dokumentation, diese Fragen auch zu stellen. Stattdessen bleibt es den Zuschauenden selbst überlassen, Verbindungen zu ziehen. Fragend sitzt man vor endlosen Aufnahmen der blassen sibirischen Landschaft und wartet auf eine erklärende Stimme, ohne Erfolg. Die durchaus beeindruckenden Bilder und interessanten Informationsbruchstücke machen kaum das langsame Tempo wett, in dem der Film gehalten ist. Es mag zur mühseligen, oft ereignislosen Elfenbeinsuche der Männer in Sibirien passen – für die Zuschauenden streckt es die zwei Stunden Filmdauer auf eine beinahe unerträglich lange Zeit.
Christian Frei (Regie)
Genesis 2.0
Rise and Sunshine Cinema. 112 Minuten, Kinostart: November 2018