Rotkehlchen zwitschern und Zikaden stimmen ein Konzert an. Dazu hört der Zuschauer die Klänge eines Streichorchesters. Die Kombination aus Bild und Ton ist im Naturfilm „Die Wiese – Ein Paradies nebenan“ gut gelungen. Wie schon in seinen früheren Dokumentationen legt der Regisseur und Kameramann Jan Haft den Fokus auf Tiere und Pflanzen vor unserer Haustür. Dieses Mal geht er auf Augenhöhe mit den Bewohnern der Wiese. Die Küken des Brachvogels schlüpfen im Film direkt vor der versteckten Kameralinse. Salbeiblüten gehen im Zeitraffer auf und zu, Feldlerchen schlagen in Zeitlupe ihre Flügel auf und ab. Aber gegen Ende der Dokumentation wird die Idylle von Flora und Fauna plötzlich zerstört: Maschinen mähen die Gräser ab und der Pflug gräbt die Futterquellen der Insekten unter. Ein dramatischer Eingriff für das Biotop Blumenwiese, wie Kameraführung und Musik verdeutlichen. Eine Szene, die einem als Zuschauer die enormen Auswirkungen der Landwirtschaft eindringlich vor Augen führt, ihn aber auch etwas hilflos vor dem Bildschirm zurücklässt, da kein Raum für die Diskussion von Lösungsansätzen bleibt. Die Stärke des Films liegt vor allem anderswo: in den faszinierenden Aufnahmen, die dazu inspirieren, selbst mit einer Lupe und einem Fernglas im Gepäck über Wiesen zu streifen und das Leben darin zu erkunden – und zu schützen.
Jan Haft (Regie)
Die Wiese – ein Paradies nebenan
nautilusfilm / Polyband Medien GmbH. 90 Minuten
Kinostart am 4. April 2019