Die Kardiologin Barbara Natterson-Horowitz wurde schon oft zurate gezogen, wenn ein Tier erkrankte. Und was sie dabei beobachtete, verwunderte sie. So konnte sie einen Krallenaffen nicht retten, doch die Beschaffenheit seines Herzmuskels erstaunte sie so sehr, dass sie dem Leiden nachforschte: Der Primat war an Kardiomyopathie gestorben, hervorgerufen durch Viren – genau wie man es beim Menschen beobachten kann.
Je mehr sie recherchierte, desto mehr Gemeinsamkeiten fand sie: Jaguare bekommen Brustkrebs, Nashörner Leukämie, und Koalas leiden an Chlamydien, die sie sich beim Sex holen. An der Tumorart, die Apple-Mitbegründer Steve Jobs tötete, können auch Frettchen, Schäferhunde und Cockerspaniels sterben. Unter Depressionen und Zwangsstörungen leidet auch die Psyche mancher Tiere: Kraken und Pferde verletzen sich selbst – wie Ritzer. Und Vögel picken sich, bis es blutet – Prinzessin Diana erreichte das mit Rasierklingen.
Zusammen mit der Journalistin Kathryn Bowers hat Barbara Natterson-Horowitz viele Parallelen der Krankengeschichten von Mensch und Tier zusammengetragen. Die Autorinnen plädieren für eine Annäherung der medizinischen Disziplinen. Sie sind überzeugt: Viele Krankheiten lassen sich besser verstehen, wenn man ihre evolutionäre Geschichte studiert. Doch bis heute nehmen viele Ärzte nicht zur Kenntnis, wie viel Tier in uns steckt.