Wie werden wir, was wir sind: einzigartig in unseren kognitiven und kooperativen Fähigkeiten, imstande zum Mond zu fliegen, Sinfonien zu erschaffen und in komplexen gesellschaftlichen Strukturen zu leben? Kurz gefragt: Wie wird der Mensch zum Menschen?
Der US-amerikanische Psychologe und Verhaltensforscher Michael Tomasello erklärt, wie die Menschwerdung in den ersten Lebensjahren erfolgt. Der ehemalige Co-Direktor am Leipziger Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie erforscht seit mehr als drei Jahrzehnten die Entwicklung menschlicher Babys und Kleinkinder und vergleicht sie mit der von Menschenaffen. In seinem Buch stellt er eine Vielzahl von Verhaltensstudien vor, die zeigen, wie ähnlich uns unsere nächsten Verwandten – Schimpansen, Bonobos und Orang-Utans – zunächst erscheinen, wie schnell sich jedoch bereits in den ersten Lebensmonaten Unterschiede herausbilden. Während Menschenaffen zwar komplexe soziale Kooperationen eingehen, agieren sie doch stets im eigenen Interesse. Menschenkinder beginnen dagegen bereits mit wenigen Monaten neben dem eigenen „Ich“ ein „Du“ und daraus ein „Wir“ zu entwickeln.
Der Autor beleuchtet den aktuellen Forschungsstand zum Thema. Das ist keine einfache Lektüre. Die Detailfülle und die allzu häufig eingesetzte Fachsprache wird manchen interessierten Leser überfordern. Das ist überaus schade. Ein so elementares Thema hätte eine große Leserschaft verdient. Ute Schönfelder
Michael Tomasello
MENSCH WERDEN
Suhrkamp, 542 S.,€ 34,–
ISBN 978–3–518–58750–8