Jürgen Vietor war Co-Pilot an Bord der 1977 entführten Lufthansamaschine Landshut. Nach der Entführung schickte ihn sein Arbeitgeber zunächst in den Urlaub. Sechs Wochen später kehrte Vietor ins Cockpit zurück – und übte seinen Beruf noch jahrzehntelang aus. Von Trauma keine Spur.
Wie gelang ihm das, während andere Menschen schon bei objektiv weit weniger gravierenden Widrigkeiten ins Schleudern geraten? Die Antwort lautet: Vietor ist resilient. Was das allerdings genau bedeutet, ist wissenschaftlich weit weniger scharf umrissen, als man anhand der Unmengen an Ratgeberliteratur zu diesem Thema glauben könnte.
Das für den Laien geschriebene Buch des Resilienzforschers Raffael Kallisch stellt vieles gerade: Es klärt auf, warum sich Forscher nicht einmal über die Definition der Resilienz einig sind und erst noch herausfinden müssen, ob die Resilienz eine Charaktereigenschaft oder ein Prozess ist. Von gestressten Mäusen bis hin zum Neuroimaging bietet Kallisch einen umfassenden Überblick über das spannende aktuelle Forschungsfeld.
Am Ende entlässt er den Leser fern von vereinfachenden Ratgebertipps tatsächlich etwas besser gewappnet gegen die Widrigkeiten des Lebens.
Raffael Kallisch
DER RESILIENTE MENSCH
Berlin Verlag, Berlin 2017, 240 S.
€ 22,–, ISBN 978–3–8270–1350–7
E-Book für € 19,99, ISBN 978–3–8270–7931–2