Schon Michelangelo soll es getan haben – das Kopieren der Kunstwerke anderer hat eine lange Tradition. Der Heidelberger Kunsthistoriker Henry Keazor entführt den Leser in eine bizarre Welt, in der nichts so ist, wie es scheint: ein Gemälde des jungen Vincent van Gogh, das Stilelemente des gereiften Meisters trägt – ein Bildnis Maria Magdalenas, das sich in ein Selbstporträt Leonard da Vincis verwandelt – Truthähne, die eine Wandmalerei der Gotik zieren, obwohl die Vögel aus Südamerika zu dieser Zeit in Europa noch gar nicht bekannt waren.
Keazors Wegweiser durch die Welt der Irreführer macht an der Ateliertür nicht halt. So wie Gemälde und Skulpturen sind auch die Autobiografien vieler berühmter Fälscher erlogen. Einer täuschte sogar den eigenen Selbstmord vor, um einer Bestrafung zu entgehen. Die Katze Kunst beißt sich in den Schwanz, wenn ein frisch erfundener Vermeer aus Versehen von einem anderen Kopisten gefälscht wird, weil der die Vorlage für echt hielt.
Henry Keazor will aber nicht nur Kurios-Kriminelles erzählen, sondern nutzt die Berichte über windige Expertisen, Kunstnepp, Augenwischerei und die Dramaturgie der Entlarvung, um klarzustellen: Erst die unkritische Kommerzialisierung von Kunst öffnet Fälschern die Tür in die Museen. Ein Handbuch für Kunstdetektive, das die Trickkiste der Fälscher bis unter den doppelten Boden ausleuchtet.