Schon mit Anfang 20 beginnt der Abbau im Gehirn: Bestimmte Fähigkeiten verschlechtern sich kontinuierlich – insbesondere die Geschwindigkeit, mit der wir logisch denken, die Leichtigkeit, mit der wir neue Informationen aufnehmen und die Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Und doch lösen gerade Ältere vielschichtige und komplexe Probleme mit besonderer Einfühlung und Weitsicht.
Der Neuropsychologe André Aleman gibt einen Überblick über den Stand der Forschung zum alternden Gehirn, und er räumt dabei mit vielen Befürchtungen auf. So sind Ältere keineswegs mit höherer Wahrscheinlichkeit missmutig oder gar depressiv – im Gegenteil: Gesunde Menschen sind im Alter ausgeglichener als in jüngeren Jahren, meistens sogar glücklicher und weniger egoistisch. Und in der Regel bleibt die Fähigkeit lange erhalten, sich an Dinge im Zusammenhang zu erinnern. Dabei können Wortschatz und Weltwissen bis ins neunte Lebensjahrzehnt zunehmen.
Aleman zeigt auch, was wir selbst dafür tun können, um geistig beweglich zu bleiben. Es sind Ratschläge, die schon die antiken Philosophen gaben und die viele Studien untermauert haben: maßvoller Genuss, geistige Anregungen, viel Bewegung und vor allem herzliche Beziehungen zu anderen Menschen halten das Gehirn im Alter leistungsfähig, sodass wir Gedächtnisschwächen lange kompensieren können. Ein sehr gut lesbares und fundiertes Buch, das Ängste nimmt, ohne das Altern zu beschönigen.
Antonia Rötger