Zahlen lügen nicht. Mit ihnen unterfüttert der Ökonom Tim Jackson deshalb die Grundthese seines Buches, dass unsere Wachstumssucht nicht nur der Umwelt, sondern oft auch unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden schadet. Etwa das Phänomen der Fettleibigkeit: Der Anteil dicker Menschen steigt seit Jahrzehnten rasant; krankhaftes Übergewicht hat Hunger als Hauptproblem der Welternährung abgelöst. „Mehr ist nur dann besser, wenn es nicht genug gibt“, so Jackson. „Wenn bereits ein Übermaß herrscht, verschlimmert es die Situation nur.“
In Metaphern, Anekdoten und Geschichten sieht Jackson die eigentlichen Kräfte, die unser Denken und Tun lenken – auch und gerade in vermeintlich nüchtern-rationalen Wissenschaftsdisziplinen wie der Ökonomie. Und so macht er sich daran, die Metaphern und das emotionale Gerüst zu dekonstruieren, die dem Kapitalismus seine große Anziehungskraft verleihen.
Jackson praktiziert selbst, was er predigt. Sein Buch ist keine Fakten-, sondern vielmehr eine Anekdotensammlung, die das Leben und die Erkenntnisse zahlreicher Vordenkerinnen und Vordenker aus 2500 Jahren west-östlicher Geistesgeschichte unterhaltsam miteinander verwebt. Markus Wanzeck
Tim Jackson
WIE WOLLEN WIR LEBEN?
Oekom, 304 S., € 22,–
ISBN 978–3–96238–292–6