Mit Mutation und Selektion allein lässt sich der Erfindungsreichtum der biologischen Evolution nicht erklären. Der Schweizer Systembiologe Andreas Wagner beschreibt ausführlich, wie in Jahrmillionen Entwicklung nicht nur Bestehendes verbessert wurde, sondern immer wieder Neues entstand.
Die Veränderung einzelner Erbanlagen darf man dabei nicht isoliert betrachten. Evolution geschieht vielmehr in einem gewaltigen Netzwerk von Verbindungen und in großen Zeiträumen, in denen ständig Neues ausprobiert wird. Biologische Innovationen sind keine Erfindungen aus dem Nichts, sondern Kombinationen aus bereits vorhandenen Ideen – ähnlich wie ein Mechaniker aus einem Wecker, einer Fahrradpumpe und ein paar PVC-Schläuchen eine Sprinkleranlage baut.
Mithilfe modernster Computer hat der Autor selbst die Neukombinationen auf biochemischer Ebene simuliert und versucht, das System zu verstehen. Doch obwohl er in seinem Buch zahlreiche Beispiele, Metaphern und Erklärungen nennt, erfordert das Verständnis dieser Vorgänge eine Portion abstraktes Denken. Eine netzwerkartig aufgebaute Stoffwechselbibliothek in mehrdimensionalen Räumen, wie Andreas Wagner sie beschreibt, ist und bleibt schwer vorstellbar. Doch die Lektüre lohnt: Denn das Buch ist lebendig geschrieben und am Ende steht ein neuer umfassender Blick auf die Evolution der Arten, wie ihn Charles Darwin nicht einmal erahnen konnte.