Keine Region der Erde ist vom Klimawandel so stark betroffen wie die Arktis. Im hohen Norden steigen die Temperaturen fest dreimal so schnell wie im globalen Durchschnitt. Was das für die Menschen dort bedeutet, erlebt Line Nagell Ylvisåker hautnah, denn die Journalistin wohnt in Spitzbergen. Ihr Buch ist eine Reportage vom Leben im Eis. Es beginnt mit einem Lawinenunglück. Mitten in Spitzbergens Hauptstadt Longyearbyen ist eine Lawine niedergegangen und hat zahlreiche Häuser verschüttet – eine Folge des Klimawandels, der mehr Niederschlag bringt. Bekannte von ihr sind verschüttet.
Aber es geht auch um Wissenschaft. In einem langen Kapitel berichtet die Autorin über eine Fahrt auf dem Forschungsschiff Helmer Hanssen. Dabei beschreibt sie nicht nur die Arbeit der Wissenschaftler, sondern erklärt auch anschaulich den Stand der Forschung.
Es ist ein ehrliches Buch: Ylvisåker jammert nicht über das schwere Los der Eisbären. Sie ist pragmatisch, weil sie die Ambivalenz des Themas nur zu gut kennt. Auf einem Familienausflug mit ihren Kindern kamen mehrere Eisbären bedrohlich nah. In solchen Situationen ist der Naturschutz rasch vergessen. Während die Tiere früher geschossen wurden, sind sie nun geschützt. Das dient zwar der Arterhaltung – bedeutet aber auch, dass niemand eine Wanderung unbewaffnet antreten sollte. Ein lehrreiches und zugleich sehr eindrucksvolles Buch. Klaus Jacob
Line Nagell Ylvisåker
MEINE WELT SCHMILZT
Hoffmann und Campe, 187 S., € 22,–
ISBN 978–3–455–01125–8