Auch wenn Vogelforscher immer wieder über trickreiches Verhalten in der Vogelwelt berichten, etwa über Krähen, die Füchse von ihrer Beute weglocken, so ist Ernst-Paul Dörfler doch davon überzeugt, dass Vögel die „besseren Menschen“ sind. In seinem engagierten Buch zieht er immer wieder Vergleiche – und wir Menschen schneiden schlechter ab. Selbst Kuckuckskinder nennt er als positives Beispiel: Denn es ist vorbildlich, wie fürsorglich die fremden Eltern das Vogeljunge aufziehen.
Das Sozialverhalten der Vögel ist wirklich beeindruckend: Zugvögel wechseln sich als Anführer ab. Krähen und andere Vögel arbeiten im Team und führen gleichberechtigte Partnerschaften. Kraniche kommunizieren mit ihren Küken im Ei und bauen so früh eine intensive Bindung auf. Und Rabeneltern sind ausgezeichnete Lehrer. Abgesehen von der Paarungszeit sind Vögel äußerst friedfertig – und selbst dann ist die Waffe der Singvögel ihr Gesang.
Dazu kommt: Die Sinne der Vögel sind denen der Menschen weit überlegen – zum Beispiel orten Eulen mit ihrem feinen Hörsinn nachts ihre Beute. Brieftauben finden den Rückweg dank einer inneren Landkarte, und Hühner spüren Naturkatastrophen schon frühzeitig. Hochseevögel können Plankton riechen – aber das ist auch ihr Verhängnis, denn sie fressen Plastikmüll, der einen ähnlichen Geruch absondert. Auch ökologisch verhalten sich Vögel vorbildlich. Wer sie beobachtet, wird sie bewundern, ist Dörfler überzeugt.
Ernst-Paul Dörfler
Nestwärme
Hanser, 288 S., € 20,– ISBN 978–3–446–26185–3
E-Book für € 15,99, ISBN 978–3–446–26357–4