Die Pulitzerpreisträgerin Annie Proulx hat ein poetisch-engagiertes Sachbuch über Feuchtgebiete und Menschen vorgelegt. Ausgehend von Kindheitserinnerungen nimmt sie ihre Lesenden mit auf natur- und kulturgeschichtliche Streifzüge durch die Tief-, Hoch- und Waldmoore der Welt.
Ihr Schwerpunkt sind die Moore Nordeuropas und -amerikas. In Europa wurden diese Ökosysteme mit ihrer Fülle von Pflanzen und Tieren seit dem Mesolithikum besiedelt. Am Beispiel Doggerlands beschreibt Proulx, wie die Bewohner sich an die Überflutung ihres Lebensraums anpassten. So spannt sie den Bogen zur Gegenwart und unserem Leben im Klimawandel. Mit Moorleichen-Funden, Relikten der Varusschlacht und Zitaten zeigt sie die kulturelle Bedeutung der europäischen Moore.
In bewegenden Geschichten schildert Proulx die Trockenlegung feuchter Landschaften und das Sterben von Ökosystemen und Kulturen, etwa in Nordamerika. Gelegentlich entführt sie uns aber auch in fremdartige tropische Sümpfe.
Stark ist Proulx‘ Nature Writing, wenn sie vom farbenprächtigen Brokat des Moores, dem Glucksen des Wassers und dem Schrei der Rohrdommel erzählt. Ihr Buch ist ein Plädoyer für den Schutz und Erhalt der globalen Feuchtgebiete mit ihrer wichtigen Rolle beim Klimaschutz. Trotz der gelegentlichen Sprünge zwischen Zeiten und Kontinenten eine wunderbare Einladung zum Abtauchen in Moorgeschichte(n). Bettina Wurche
Annie Proulx
Moorland – Plädoyer für eine gefährdete Landschaft
Luchterhand, 256 S., € 24,-
ISBN 978-3-630-87726-6