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Unterwegs zur Unendlichkeit

Bücher

Unterwegs zur Unendlichkeit

In seinen Essays holt Jim Holt die Menschlichkeit in die abstrakten Sphären der Wissenschaft.

Im Jahr 1943 gehen zwei Männer gemessenen Schritts durch das Universitätsstädtchen Princeton an der amerikanischen Ostküste. Der eine trägt einen eleganten Leinenanzug, einen Filzhut und eine dicke Brille, aus der wache, furchtsame Augen in die Welt schauen. Der andere ist unverkennbar Albert Einstein mit seinem wilden weißen Schopf und den ausgebeulten, an Gummiträgern hängenden Hosen. Wer Einstein ist, weiß jeder – aber wer ist sein Begleiter? Er komme nur noch ins Institut, „um das Privileg zu haben, mit Gödel zu Fuß nach Hause gehen zu dürfen“, sagt Einstein. Kurt Gödel ist einer der bedeutendsten Logiker aller Zeiten, vom Rang eines Aristoteles oder Leibniz, aber die wenigsten Menschen wissen, was er vollbracht hat.

Das ist die Herausforderung, der sich der amerikanische Journalist und Autor Jim Holt sich in seinem neuen Buch stellt: die schwer zugänglichen Entdeckungen der Wissenschaft verständlich zu machen. Wie Albert Einstein Raum und Zeit sozusagen neu erfand, so revolutionierte Kurt Gödel das Verständnis von logischer Wahrheit und Konsistenz. Als Wissenschaftsautor kann man sich an solch einer Leistung vorbeimogeln und es bei ein paar Anekdoten über Gödel belassen. Oder aber man wagt den Versuch, Gödels Werk für den unbedarften Leser zu erschließen.

In seinen Essays gelingt Holt das mit Bravour. Man wird kaum eine verständlichere Erklärung finden zu Gödels Unvollständigkeitstheoremen, zur Riemann’schen Hypothese, zur Galton’schen Statistik und zur Cantor’schen Hierarchie der Unendlichkeiten. Und Holt vergisst dabei die Anekdoten nicht. Welch ein Spaß, etwa den zwanghaften viktorianischen Engländer Galton bei seinen Missgeschicken im afrikanischen Busch zu erleben!

Das Buch versammelt Essays, entstanden in über zwei Jahrzehnten, ohne übergreifenden Erzählbogen – das hat den Vorteil, dass der Leser nach Lust und Interesse im Buch spazieren gehen kann. So gekonnt Holt allerdings das Gleichgewicht zwischen Erzählen und Erklären hält, so schlecht gelingt ihm ein anderer Balanceakt: der zwischen den Geschlechtern. Als einzige Frau kommt Ada Lovelace vor – und dann sagt Holt dieser geistigen Mutter des Computerprogramms auch noch „mathematische Inkompetenz“ nach.  Tobias Hürter

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Jim Holt
ALS EINSTEIN UND GÖDEL SPAZIEREN GINGEN
Rowohlt, 496 S., € 26,–
ISBN 978–3–498–03048–3

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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