Die Nase voll vom Eiffelturm? Kolosseum und Co. schon zu oft gesehen? Der ungewöhnliche Reiseführer Leoni Hellmayrs verlässt die ausgetretenen Pfade und nimmt den Leser mit in das Reich “Unter dem Asphalt” – und das beginnt dort, wo die U-Bahn-Pläne der Weltmetropolen aufhören.
Gemütlichkeit geht anders. Der Leser kriecht mit der Autorin durch Sprengschächte, angelegt von den Türken im 16. Jahr hundert unter der Wiener Stadtmauer, findet mit Blumen geschmückte Schädel unter Neapel und steht schaudernd in den Atombunkern unter Berlin.
Manche Kapitel werden von alten Bekannten bevölkert. Über die Katakomben von Paris und Rom sowie die Zisternen unter Istanbul ist schon viel geschrieben worden. Dass das Buch trotzdem voller Überraschungen steckt, ist dem Talent der Autorin zu verdanken, Geschichten über die unterirdischen Orte ans Tageslicht zu holen. Wer hätte gedacht, dass die Wasserspeicher der Antike am Bosporus bis heute kaum erforscht sind, und dass die Cloaca Maxima unter Rom seit 2500 Jahren ununterbrochen in Betrieb ist? Nichts vom Mief der Jahrhunderte ist zu spüren, wenn es in die Unterwelt Tokios geht, wo das größte und modernste Drainagesystem der Welt auf den nächsten Taifun wartet.
Taucht man schließlich nach 192 Seiten aus dem Dunkel von Schächten und Kavernen, von Tunneln und Kanälen auf und klopft sich den Staub von den Ärmeln, ist sonnenklar: Dieses Buch geht gehörig in die Tiefe.