Eine Palme am Strand hat etwas Liebliches. Dabei hat sie ein hartes Leben: Mal ist es wüstenhaft trocken, mal steht sie in den Fluten. Und dann der Sand!
Die Palmettopalme etwa hilft sich in ihrer Not mit “Versteinerungen”: Ihre Wedel haben Zellen, die Quarz absondern und diese Blattorgane zäh und robust machen. Ihr extremer Lebensraum zwischen Meer und Land fordert ständigen Kampf – aber sie schlägt sich gut bei Dürre, Feuer und Fluten.
Der amerikanische Biologe und Erfolgsautor (“Das verborgene Leben des Waldes”) David G. Haskell beschreibt das bizarre Leben von einem Dutzend Bäumen in verschiedenen Gegenden der Erde. Die Welt der verholzten Pflanzen ist uns Menschen fremd: Diese Lebewesen sind einfach zu groß, zu langlebig und zu sesshaft, als dass wir nervöse Primaten uns in sie einfühlen könnten. Wir nehmen sie in der Regel nur wahr, wenn wir etwas von ihnen wollen: ihre Früchte, ihr Holz, ihre Blätter oder auch bloß ihre Anwesenheit als Schattenspender.
David G. Haskell ändert diese Sicht. Fundiert schreibt er über einzelne Baumarten und ihr Umfeld und nimmt den Leser in den Alltag dieser Geschöpfe mit – mit Hunderten Lebewesen, die sie bevölkern, vielerlei Abhängigkeiten und Mikroklimaten. So wird aus dem Gesang der Bäume ein vielstimmiger Chor.
David G. Haskell
Der Gesang der Bäume
Verlag Antje Kunstmann
München 2017, 320 S., € 24,–
ISBN 978–3–956–14204–8
(auch als E-Book erhältlich)