Jugendliche überschreiten oft Grenzen, sie sind übermütig und ängstlich zugleich. Die Neurowissenschaftlerin Sarah-Jayne Blakemore schildert den Stand der Forschung – von den Experimenten der Verhaltenspsychologie bis zu den bildgebenden Verfahren, mit denen das Gehirn beim Lösen von Aufgaben beobachtet wird. Dabei warnt sie vor der Überinterpretation der bunten Hirnscans und stellt gut gesichertes Wissen vor.
Studien zeigen, dass Jugendliche sich viel stärker an Gleichaltrigen orientieren als Kinder oder Erwachsene. So fühlen sich Jugendliche besonders gestresst, wenn sie glauben, sie würden von Gleichaltrigen beobachtet: Im Hirnscan zeigen die Bereiche, die für die Interpretation von sozialen Signalen zuständig sind, die höchste Aktivität. Dazu passt, dass sich in der Jugendphase manche Regionen im Gehirn verändern, insbesondere im Präfrontalen Cortex, wo auch die Wahrnehmung von anderen Menschen, die Selbstbeherrschung und die langfristige Planung verortet werden.
Jugendliche kennen die Risiken meist ziemlich gut, die sie eingehen, aber sie wägen anders ab als Erwachsene. Wer Jugendliche über Gefahren aufklären will, sollte deshalb die negativen Folgen für soziale Beziehungen und Werte betonen, die den Jugendlichen hier und jetzt wichtig sind.
Die Autorin beschreibt die Jugendphase mit viel Sympathie: Jugendliche sind kreativ, leidenschaftlich und bereit für Veränderungen, gleichzeitig müssen sie sich selbst und andere als soziale Wesen neu entdecken.
Sarah-Jayne Blakemore
Das Teenager-Gehirn
S. Fischer, 301 S., € 18,– ISBN 978–3–103–97216–0
E-Book für € 16,99, ISBN 978–3–104–90185–5