Es ist schon über 20 Jahre her, dass ein amerikanischer Milliardär eine verwegene Idee verwirklichte. Er ließ in der Wüste von Arizona ein gewaltiges Gewächshaus bauen, das hermetisch abgeschlossen war, und setzte acht Wissenschaftler hinein, die sich zwei Jahre lang völlig autark versorgen sollten. “Biosphäre 2” sollte zeigen, dass Menschen auch außerhalb der Erde (über)-leben können. Diesen Beweis blieb das Projekt allerdings schuldig – das Vorhaben scheiterte. Die Terranauten hielten zwar die vorgesehenen zwei Jahre durch, doch musste zwischendurch Sauerstoff eingeleitet werden, außerdem gab es eine Kakerlaken- und Ameisenplage – und immer wieder Streit. Obendrein musste eine verletzte Frau das Glashaus vorübergehend verlassen und sich im Krankenhaus versorgen lassen.
Der amerikanische Erfolgsautor T.C. Boyle hat das Projekt nun in einem Roman weitergesponnen. Er beschreibt eindrucksvoll die Erlebnisse eines zweiten erdachten Teams, das weitere zwei Jahre in freiwilliger Gefangenschaft lebt. Boyle geht es vorwiegend um die Psychologie und die Konflikte der Menschen. Dadurch kann sich der Leser gut vorstellen, wie es damals in Arizona zugegangen ist. Zum Beispiel, dass die Eingeschlossenen hungern mussten, weil der Ertrag an Gemüse und Obst weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Vor allem im Winter gab es bedrohliche Engpässe. Schließlich wurde sogar die Vorratskammer abgeschlossen, um Diebstähle zu verhindern. Die zunächst verschworene Gemeinschaft brach auseinander.
Ein Trick gibt dem Roman eine ‧besondere literarische Note: Boyle erzählt im Wechsel aus der Sicht dreier grundverschiedener Charaktere – eines extrovertierten Frauenhelden, einer attraktiven Idealistin und einer pessimistischen Intrigantin, die zum externen Betreuerstab gehört, also nicht mit eingeschlossen ist. Die anrührende Liebesgeschichte samt Geburt im Treibhaus ist natürlich frei erfunden.