Jedes Gehirn ist wie ein Universum, unfassbar tief und vielschichtig. Man kann sich seinen Geheimnissen über die Medizin nähern, über Verhaltensforschung oder Biochemie. Dick Swaab, emeritierter Professor für Neurobiologie an der Universität Amsterdam, wählt den Zugang über die Kreativität – und öffnet von dort ausgehend Tür um Tür, um zu erklären, was unser Gehirn aus uns macht. Und wie im Gegenzug die Umwelt unser Gehirn beeinflusst.
Swaab vereint die Ergebnisse von Naturwissenschaftlern, die dem Denken und dem Bewusstsein mit den Methoden von Chemie und Physik auf die Spur kommen wollen, mit den Erkenntnissen von Künstlern, die sich Verstand, Fühlen und kreativem Schaffen nähern. Was zum Beispiel war der evolutionäre Vorteil, als der Mensch begann, Musik zu machen? Um das zu beantworten, beschäftigt sich Swaab zunächst mit der Entwicklung und den Verschaltungen von Neuronen und Synapsen, dann leitet er über zum sozialen Nutzen von musikalischer Kommunikation. Schließlich berichtet er, wie sich mit Musik Hirnkrankheiten therapieren lassen und warum manche Kunst wohl nur in einem kranken Gehirn entstehen kann.
Zugegeben, das Buch ist mit 640 Seiten ein ganz schöner Wälzer. Doch das Lesen fällt leicht: Elegant zwischen harter Wissenschaft und heiteren Anekdoten pendelnd, hält Swaab die Neugier stets wach auf das, was sich wohl hinter der nächsten Tür verbergen mag.
Dick Swaab
Unser kreatives Gehirn
Droemer, München 2017
640 S., € 34,–
ISBN 978–3–426–27719–5
E-Book für € 29,99
ISBN 978–3–426–44261–6