Es ist eine Stärke des Films, die ausgemachten Gegner, die Autofreunde also, nicht nur aufs Negative zu reduzieren. Gertten gelingt es gut, sie in ein persönliches Licht zu rücken, was gelegentlich sogar Sympathie erzeugt. Etwa wenn ein Taxifahrer gelassen über seinen Berufsalltag im fahrradfreundlichen Kopenhagen polemisiert: „Wer in diesem Job überleben möchte, muss lernen, sie fahren zu lassen.“ Dieser Versuch einer halbwegs vielschichtigen, differenzierten Darstellung macht den Film so sehenswert – auch für Autofahrer. Sie müssen sich der Tatsache stellen: Die autofreundliche Infrastruktur, die heute weltweit dominiert, ist ein Produkt der Autoindustrie selbst. Musterbeispiel im Film ist die Geschichte des ÖPNV in Los Angeles. Ein Radschnellweg von 1900 wurde stillgelegt, Schienen herausgerissen, Trolley-Busse im Meer versenkt, weil General Motors dort nach und nach den gesamten öffentlichen Nahverkehr kaufte und durch PKW-Freeways ersetzte. Doch immer mehr Raum für Autos sorgt nicht für Lebensqualität, das ist nach 50 Jahren Autoherrschaft in L.A. vielen klar geworden.
Fredrik Gertten: Bikes vs Cars, im Original mit Untertiteln. Mindjazz. 91 Minuten, 13,99 €