Die gute Nachricht: Markus Morgenroth scheint bloß einer dieser Verschwörungstheoretiker zu sein, die kein vernünftiger Mensch ernst nehmen kann. Das legen schon der alarmistische Titel seines Buches sowie die steilen Thesen nahe, von denen es darin nur so wimmelt. „Unser komplettes Leben wird überwacht” oder „Ihr Körper gehört nicht mehr Ihnen allein”, tönt Morgenroth. Der Einzelne sei ein wehrloses Opfer von Direktmarketern, Versicherungen, Cyberkriminellen, Finanzdienstleistern, Krankenkassen, Personalern und Datenanalytikern.
Die schlechte Nachricht: Der Mann hat recht. Mit zunehmender digitaler Vernetzung geht eine geradezu paranoid anmutende Datensammelwut aller Geschäftstüchtigen einher. Lieferanten sind unsere Telefone, Autos, Smart Homes, Fitnessarmbänder, Fernseher, Computer, Überwachungskameras und vor allem wir selbst: mit jeglicher Lebensäußerung im Netz, vor allem im sozialen.
Data Mining, die gezielte Auswertung dieser gigantischen Informationsmengen, droht aus dem letzten Rest Privatsphäre ein Geschäftsmodell zu machen – eine Dystopie, die längst in der Gegenwart angelangt ist und in Morgenroth einen kompetenten Warner gefunden hat. Der Frankfurter Informatiker machte Karriere im Silicon Valley, bei einem Weltmarktführer auf dem Gebiet verhaltensbasierter Datenanalyse. Er weiß also, wovon er spricht.