Wie finden Honigbienen den Weg vom Bienenstock zur Futterquelle? Bis heute konzentriert sich die Forschung auf die Tanzsprache, mit der Kundschafterinnen den Sammelbienen den Weg weisen. Doch Jürgen Tautz ist überzeugt: Der Tanz allein führt die Honigsammler nicht zum Ziel.
Der renommierte Bienenexperte gibt zunächst einen ausführlichen Rückblick auf die Bienenforschung des letzten Jahrhunderts. Schwerpunkt dabei sind die bahnbrechenden Erkenntnisse Karl von Frischs zum Schwänzeltanz und die „bee battles“, die Kontroverse zwischen von Frisch und Adrian Wenner, der vorschlug, dass die Kommunikation mittels Duftstoffen erfolgt. Inzwischen ist man den Bienen mit Radartechnik, Zeitlupenvideos und Roboterbienen auf den Leib gerückt. Doch weder ausgeklügelte Experimente noch moderne Technik konnten bislang erklären, wie eine Biene den Weg zur Blüte findet.
Fest steht: Mit dem Tanz können die Tiere nur ein Areal angeben, nicht den exakten Ort. Zusätzlich markieren sie die Strecke mit Düften aus der Nasanov-Drüse an ihrem Hinterleib. Wie beides zusammenwirkt, ist noch unklar. Um diesen blinden Fleck der Forschung zu schließen und die Kommunikation außerhalb des Bienenstocks zu verstehen, sind mehr Untersuchungen im Feld nötig.
Der Autor engagiert sich dafür mit eigenen Projekten und diesem Buch, in dem er den Forschungsstand einschließlich der Wissenslücken akribisch dokumentiert. Petra Wiemann
Jürgen Tautz
DIE SPRACHE DER BIENEN
Knesebeck, 256 S., € 22,–
ISBN 978–3–95728–503–4