„Wie wir in einer digitalen Welt die Kontrolle behalten und die richtigen Entscheidungen treffen“ steht auf dem Cover. Wer deshalb hofft, im neuen Buch des Psychologen Gerd Gigerenzer Tipps für sein Verhalten beim Online-Einkauf oder in Social-Media-Kanälen zu erhalten, wird enttäuscht. Das Buch beschäftigt sich vielmehr umfassend mit den Gefahren der Digitalisierung und ist gerade deshalb unbedingt lesenswert und bedeutsam.
Im Mittelpunkt stehen Künstliche Intelligenz und Big Data. Ihr Einfluss auf unseren Alltag reicht vom Online-Dating über das Smart Home und medizinische Diagnosesysteme bis hin zu Meinungsmache und Überwachung. Gigerenzer, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, belegt anhand vieler Beispiele, dass KI grundsätzlich anders intelligent ist als der Mensch: In stabilen Situationen wie bei der Steuerung von Industrierobotern ist sie uns überlegen. Doch Situationen der Ungewissheit und unerwartete Veränderungen kann der Mensch besser bewältigen. Wie Industriekonzerne und andere KI-Nutznießer es trotzdem schaffen, uns zu suggerieren, der Computer treffe stets die besten Entscheidungen – auch das macht Gigerenzer klar.
Zudem verdeutlicht er die psychologischen Mechanismen, die Dienste wie Google und Facebook nutzen, um aus kommerziellem Interesse Menschen handysüchtig zu machen. Wussten Sie, dass in Deutschland im Schnitt jeden Tag ein Mensch stirbt, weil er beim Autofahren durch sein Smartphone abgelenkt wurde?
Frank Frick
Gerd Gigerenzer
KLICK
C. Bertelsmann, 416 S., € 24,–
ISBN 978–3–570–10445–3