Sind schöne Schlangen gefährlicher als hässliche? Vorausgesetzt, wir könnten uns einigen, was beinlose, langge streckte Lebewesen schön macht und was nicht, ist das eine spannende Frage nach der Evolution von Körper- und Verhaltensmerkmalen. Grellbunte Tiere, solche mit „Alarmfarben”, das lernt man früh, sind ökologisch im Vorteil. An den Schlangen- Fan gestellt, lautet die Frage allerdings eher: Was, um Himmels willen, kann an solchen Kreaturen denn schön sein? Die beste Antwort darauf hat der ameri kanische Naturfotograf Mark Laitas gegeben: Seine großformatigen Fotografien von Riesen- und Giftschlangen sind eine Liebeserklärung an eines der verruchtesten Geschöpfe des Planeten. Herausgenommen aus ihrer natürlichen Umgebung und gebettet wie hochwertiger Schmuck auf seiden-schwarzem Untergrund, stilisiert der Fotograf Bewegung und Gestalt lebender Schlangen, die vielfältigen Texturen ihres Schuppenkleides und ihre atemberaubenden Muster. Eine überaus gelungene ästhetische Wiedergutmachung einer unendlichen Folge kultureller Dämonisierungen.
Joachim Müller-Jung