Computertechnik, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz: Begriffe, die für Fortschritt stehen. Politiker, Unternehmer und Wissenschaftler betonen unablässig, dass die Informationstechnik wesentlich ist, um große Probleme unserer Zeit zu bewältigen – zum Beispiel den Verkehrskollaps, die nachhaltige Energieversorgung und Pandemien. Der Installationskünstler, Journalist und studierte Computerwissenschaftler James Bridle stellt dem eine radikal andere Sicht entgegen. Demnach beherrscht der Mensch die neuen Technologien und Netzwerke nicht mehr, sondern umgekehrt: Sie beherrschen ihn. Zudem ist die Welt nach Bridles Überzeugung wortwörtlich unberechenbar. Daher führe uns „Computerdenken“ in die Irre und direkt hinein in ein „neues dunkles Zeitalter“.
Das würde so mancher gern einordnen als unbegründete Angst eines rückwärtsgewandten Schwarzsehers. Doch Bridle hat über Künstliche Intelligenz promoviert. Vor allem belegt er anhand vieler Beispiele die negativen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, die das umfassende Eindringen der Technik in den Alltag hat: Die Palette reicht von Meinungsmache mittels selbstständiger Software-Akteure („Bots“) über Börsencrashs durch automatisierten Aktienhandel bis zur völligen Abhängigkeit von einer funktionierenden Datenübertragung. „Es ist nicht angenehm, über das New Dark Age zu schreiben, selbst wenn ich das Ganze mit vernetzter Hoffnung abmildern kann“, schreibt Bridle. Frank Frick
James Bridle
NEW DARK AGE
C.H. Beck, 320 S., € 25,–
ISBN 978–3–406–74177–7