Was sich in unserem Gehirn abspielt und wie es funktioniert, aber auch wie sensibel es für Störungen ist, das beschreiben der französische Neurowissenschaftler Lionel Naccache und seine Frau, die Schriftstellerin Karine Naccache, spannend und unterhaltsam. Da gibt es zum Beispiel in beiden Hemisphären ein „Seepferdchen“, den Hippocampus – benannt nach seiner Form. Es sorgt vor allem dafür, dass Erinnerungen vom Kurz- ins Langzeitgedächtnis gelangen. Menschen, bei denen beide Hippocampi zerstört wurden, können keine neuen Erinnerungen abspeichern, die alten bleiben aber erhalten.
Die Autoren berichten von Patienten, bei denen der „Balken“ im Gehirn durchtrennt wurde, der die beiden Hemisphären miteinander verbindet. Bei ihnen können die beiden Gehirnteile nicht mehr miteinander kommunizieren. Das kann skurrile Folgen haben: Bei einem Patienten, der mit seiner rechten Hand eine Kühlschranktür öffnete, schloss seine linke Hand diese gleich wieder. Und Menschen mit geschädigtem Frontallappen sind gezwungen, im Hier und Jetzt zu leben. Sie müssen einen Teller mit Essen, der ihnen vorgesetzt wird, sofort aufessen.
„Der kleine Gehirnversteher“ ist übersichtlich aufgebaut wie ein Wörterbuch. Er begleitet den Leser auf einer Reise durch sein Gehirn und übersetzt dabei die komplizierte Sprache der Neurowissenschaften leicht verständlich. Jeweils ein kurzes fesselndes Kapitel dreht sich um einen Begriff der Hirnforschung und erklärt ihn anhand unterhaltsamer Beispiele.
Malena Jacob
Lionel Naccache, Karine Naccache
DER KLEINE GEHIRNVERSTEHER
C.H.Beck, 180 S., € 19,95,
ISBN 978–3–406–74195–1
E-Book für € 14,99, ISBN 978–3–406–74196–8