Seine Bücher waren unter den Ersten, die die Nazis nach Adolf Hitlers Machtergreifung ins Feuer schleuderten. Ein Mann wie Franz Boas (1858 bis 1942) musste den Jüngern des Rassenwahns ein Greuel sein. Denn der in Minden geborene und 1886 in die USA ausgewanderte Forscher unterminierte die Grundfesten der braunen Ideologie.
Boas, der Mathematik und Physik studiert hatte, begründete die Kulturanthropologie. Er war überzeugt: Biologische Rassen, gar „höher entwickelte“ oder „minderwertigere“, existieren gar nicht. Die sogenannten Rassen sind lediglich kulturelle Konzepte, und jede Ethnie weltweit hat ihre eigenen entworfen. Damit brüskierte Boas seine Zeitgenossen – spannend und detailreich beschrieben von Charles King, Professor für internationale Politik an der Georgetown University.
Auch in seiner neuen Heimat Amerika, stellte Boas zornig fest, grassierte der Rassenwahn: Afroamerikaner galten als intellektuell von Natur aus tiefer stehend als Weiße – „wissenschaftlich nachgewiesen“ von voreingenommenen Pseudoforschern. Frauen seien durch ihr „naturgegeben“ wankelmütiges Wesen für höhere Stellungen ungeeignet. Homosexualität sei eine krankhafte Aberration.
Ein Kreis von Gleichgesinnten formierte sich hinter Boas’ Ideen zum Sturmlauf gegen derlei Vorurteile. King schildert ihr Leben und Werk – vor allem von Margaret Mead, Ruth Benedict und Zora Neale Hurston. Gestützt auf Feldforschungen propagierten diese mutigen Frauen ein neues Menschenbild. Seine Basis: gegenseitiger Respekt. Thorwald Ewe
Charles King
SCHULE DER REBELLEN
Hanser, 508 S., € 26,–
ISBN 978–3–446–26580–6