Darf man mit Genuss essen, was vom Aussterben bedroht ist? Der norwegische Journalist und Sportfischer Torolf Kroglund hat damit kein Problem. So fasziniert er von Aalen ist – auf jeder seiner Stationen beschreibt er kulinarische Erlebnisse, sei es geräucherter Aal an einer Imbissbude oder gegrillter Glasaal im asiatischen Edelrestaurant.
Doch Kroglund hat auch Wissenschaftler interviewt, sie auf Forschungsreisen begleitet, Labors besucht und Fischer befragt. Daraus ist ein sehr persönlicher Report geworden, so spannend wie informativ. Aber viele Geheimnisse um den Aal bleiben. Bis heute weiß man nicht einmal, wo er sich fortpflanzt. Vermutlich geschieht das in der Sargassosee im Westatlantik. Dort tauchen die erwachsenen Aale ab, nachdem sie sich aus den Flüssen Europas und Nordamerikas auf die Hochzeitsreise gemacht haben. Irgendwann sind dann die winzigen Aallarven da. Bis zu drei Jahre brauchen sie, ehe sie als fingerlange Glasaale die Mündungen von Rhein, Po oder Nil erreichen – ob geleitet von einem Magnetkompass oder vom Geruchssinn ist auch noch nicht klar. Sie schwimmen die Bäche hinauf, aus denen ihre Eltern kamen, und können 30 Jahre lang dort leben, ehe sie sich auf den Rückweg ins Meer machen. Wenn sie es denn tun. Seit Kurzem folgen Forscher Hinweisen, wonach das Ungeheuer von Loch Ness in Schottland ein uralter, riesiger Aal sein könnte. Die letzten Kapitel der Reise mit dem Aal sind noch nicht geschrieben.
Jürgen Nakott
Torolf E. Kroglund
REISE MIT AAL
Edel Books, 224 S., € 19,95
ISBN 978–3–8419–0681–6