Vier Millionen Deutsche nehmen Antidepressiva – mit Nebenwirkungen bis zu Herzbeschwerden. Ein großes Problem ist, dass die Medikamente nicht vor Selbstmordgedanken schützen, sondern sie zunächst sogar verstärken können. Und der Patient darf die Pillen nicht plötzlich absetzen, weil ihm sonst erneut schwere psychische Beschwerden drohen. Diese Fakten sollte jeder kennen, der das erste Mal wegen schwerer Niedergeschlagenheit und mangelndem Antrieb zum Arzt geht. Denn womöglich gerät er an einen Psychiater, der ihm ohne eingehendes Gespräch Antidepressiva verschreiben will.
Das Autorenehepaar Peter und Sabine Ansari – sie: Heilpraktikerin, er: Humanbiologie – haben auch die Tricks und Täuschungen zusammengetragen, mit denen die Pharmabranche die Psychopillen vermarktet. Viele Ärzte machen bei der Verharmlosung mit und bezeichnen Entzugserscheinungen verschleiernd als Absetzsyndrom oder deuten sie als Rückfall in die Grunderkrankung.
Enttäuschend ist jedoch, dass die Autoren bloß auf die Schattenseiten der Antidepressiva blicken. Dabei haben klinische Studien gezeigt: Bei schweren Depressionen helfen Antidepressiva vielen Patienten und geben ihnen etwas Lebensfreude zurück. Ein weiteres Manko: Am Ende des Buchs werden kurz alternative Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt – und unter anderem Bachblüten und Gebete empfohlen. Willkommen im Postfaktischen.