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Pandemie in Kriegszeiten

Bücher

Pandemie in Kriegszeiten

Vor drei Jahren musste Laura Spinney lange nach einem Verlag suchen, doch wegen der Corona-Pandemie ist ihr Buch jetzt zum Bestseller geworden. Denn es geht darin um die „Spanische Grippe“, die 1918 wütete und weltweit mindestens 50 Millionen Menschen tötete. Der Leser vergleicht jedes Kapitel unwillkürlich mit der aktuellen Pandemie. Und es gibt viele Parallelen: Auch damals starben die meisten Patienten an einer Lungenentzündung und an Atemnot. Und die Bevölkerung reagierte ähnlich auf die Bedrohung: Es gab Verschwörungstheorien und Angriffe auf Fremde, die man für die Krankheit verantwortlich machte.

Natürlich war es eine ganz andere Zeit. Epidemien gehörten zum Alltag − Tuberkulose, Typhus, sogar die Pest wüteten immer wieder. Es gab noch keine Antibiotika, geschweige denn ein Medikament gegen Vireninfektionen. Künstliche Beatmung war nicht möglich. Dazu kommt: Die Pandemie brach im letzten Kriegsjahr aus. Die Menschen waren geschwächt und damit wenig widerstandsfähig. Und die Soldaten wurden immer wieder verlegt, bis die Überlebenden schließlich in ihre Heimat zurückkehrten. Und unterwegs verbreiteten sie das Virus.

Ein Unterschied zur aktuellen Pandemie ist besonders auffällig: Damals starben vor allem kleine Kinder und Alte sowie Menschen „in den besten Jahren“, also zwischen 20 und 40 Jahren. Das Corona-Virus verschont dagegen die Kinder weitgehend − heute sterben vor allem alte und vorgeschädigte Menschen. Warum das so ist, darüber zerbrechen sich Experten noch immer den Kopf. Beunruhigend ist, dass es damals drei Pandemie-Wellen gab – die zweite war die heftigste. Bleibt zu hoffen, dass das bei Corona anders sein wird.

Als Wissenschaftsjournalistin schreibt Spinney verständlich und klar. Wenn es um die langfristigen Folgen der Pandemie geht, schießt sie allerdings etwas über das Ziel hinaus: Sogar den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bringt sie damit in Verbindung. Sie vermutet, dass der Versailler Vertrag anders ausgefallen wäre, wenn der damalige US-Präsident Woodrow Wilson nicht während der Verhandlungen an Grippe erkrankt wäre.

Der Name „Spanische Grippe“ ist übrigens irreführend: Spanien war im Krieg neutral und zensierte deshalb die Nachrichten weniger streng als andere Länder. Deshalb kam von dort die erste Kunde von der Epidemie. Wo sie tatsächlich ihren Ursprung hatte, ist bis heute umstritten. Fest steht: nicht in Spanien. Klaus Jacob

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Laura Spinney
1918 – DIE WELT IM FIEBER
Hanser, 378 S., € 26,–
ISBN 978–3–446–25848–8

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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