Die Blumenwiese ist der Wald der Insekten. Sie wimmelt von unglaublich vielen Arten – bunten, bizarren und blutrünstigen Lebensformen. Der Mensch aus seiner Gulliverperspektive braucht sich nur herabzubeugen, um Zeuge des turbulenten Spektakels zu werden. Und genau dazu, zum Niederknien und zum Hinschauen, bringt der britische Biologe Dave Goulson seinen Leser.
Mit seinem ersten Buch “Und sie fliegt doch” wurde der Hummelforscher bekannt. Nun beschreibt er das Blühen und Treiben rund um sein Landhaus – und das so bildhaft, dass man die Wiese sieht, ihren Sommerduft riecht und das Summen der Insekten hört.
Man spürt die Begeisterung Goulsons, wenn er beschreibt, warum man den Nagekäfer auch Totenuhr nennt oder warum eine federnd-duftende Matratzenfüllung aus Labkraut früher Liebfrauenstroh hieß. Stellenweise gerät der Wissenschaftler richtig ins Schwärmen, doch er bekommt immer die Kurve, ehe er die Grenze zum Kitsch überschreitet. Wenn er etwa die atemberaubende Pracht einer Gottesanbeterin schildert – und in einem finalen Halbsatz an ihre Verwandtschaft mit den Kakerlaken erinnert. Und die gehören zu den erfolgreichsten Kreaturen der Evolution.
Der Autor verfolgt die Optimierungsgeschichte der gepanzerten Krabbeltiere 500 Millionen Jahre zurück. Am Ende ist der Leser überzeugt: Die Dinosaurier kamen und verschwanden. Der Mensch kam und wird wieder gehen. Die Insekten aber bleiben, solange die Welt besteht.