Die digitale Revolution frisst ihre Kinder, und sie entwickelt einen gewaltigen Appetit. Privat- und Intimsphäre, Demokratie, Selbstbestimmung, Freiheit, Menschenwürde: All diese schönen Errungenschaften will das Monster namens Big Data geopfert haben. Die Digitalisierung und ihre Möglichkeiten der Konsumenten-Verwertung haben Behörden, Geheimdienste, Autofirmen, Werbebranche, Versicherungen, Gesundheitsund Finanzindustrie in einen Datensammelrausch versetzt, der keine Grenzen mehr kennt.
An Mahnern und Warnern fehlt es indes nicht: Ihre Untergangsszenarien haben die Ökokatastrophe längst aus den Bestsellerlisten verdrängt. Freilich bringen die wenigsten so viel Expertise mit wie Yvonne Hofstetter. Die Autorin der Streitschrift „Sie wissen alles” leitet ein deutsches Unternehmen, das auf kommerzielle Datenanalyse mithilfe künstlicher Intelligenz spezialisiert ist. Sie berichtet sozusagen direkt aus Teufels Küche und kennt alle Rezepte, die im „Informationskapitalismus” auf „Profitmaximierung” und „bedingungslose Unterwerfung unter die Technik” hinauslaufen. Hofstetters Analyse geht weit über das übliche Google- und Facebook-Bashing hinaus und mündet erfreulicherweise nicht in Resignation, sondern in konkreten Handlungsempfehlungen. Ihr Fazit: Gegenwehr ist nicht nur nötig, sondern erste Bürgerpflicht. Großer Pluspunkt: Trotz aller Komplexität ist das Buch ausgesprochen gut lesbar.