Schlanke gelten als erfolgreich und gesund, Übergewichtige als disziplinlos und krank. Dicke sollten also einfach abnehmen, schließlich belasten sie das Gesundheitssystem! Diese Meinung ist in der Bevölkerung weit verbreitet, sogar unter Ärzten. Dabei ist sie falsch, wie der Adipositas-Spezialist Achim Peters in seinem Buch überzeugend belegt.
Peters’ Erkenntnisse entstammen der Selfish-Brain-Forschung, die aufgedeckt hat, dass das Gehirn von Menschen vom „Typ B” unter chronischem Stress nach viel Nahrung verlangt. Diese Menschen werden unweigerlich dick. Das gestresste Gehirn von Menschen vom schlanken „Typ-A” bringt den Körper dagegen dazu, Reserven wie Muskeln und Knochen anzugreifen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen, wie Achim Peters anhand vieler Studien aufzeigt: Unfruchtbarkeit, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Depression, Suizid, Muskelschwäche, Osteoporose und Diabetes – all das verkürzt die Lebenserwartung. Typ-B-Menschen leiden zwar eher an Diabetes und Arthrose, haben aber einen robusten Hirnstoffwechsel, was ihnen einen Überlebensvorteil verschafft, ist Peters überzeugt.
An Diäten und der Adipositas- Chirurgie lässt der Mediziner denn auch kein gutes Haar. „Raus aus der Stressfalle!”, fordert er stattdessen. Jeder müsse prüfen, ob ihn die Arbeit übermäßig belastet oder ob Konflikte in seinen privaten Beziehungen schwelen.
Kathrin Burger, bdw 10/2013