Allein die Wortwahl lässt tief blicken: Da ist von Invasoren die Rede, von feindlichen Armeen, von Krebsgeschwüren und vom Kampf, den man gegen die Eindringlinge führen müsse. Neue Pflanzen- und Tierarten – weniger martialisch Neophyten und Neozoen genannt, manchmal auch “Arten mit Migrationshintergrund”– sind zusammen mit dem Verlust an Lebensräumen und dem Klimawandel für viele Naturschützer die größte Bedrohung der Biodiversität.
Aber ist das wirklich so? Der britische Umweltjournalist Fred Pearce hat sich weltweit auf Spurensuche begeben: Auf welchen Inseln, in welchen Regionen und Lebensräumen haben neue Arten wirklich Schaden angerichtet? Und wenn ja, ist der wirklich so groß wie behauptet?
Herausgekommen ist ein spannendes Buch, das mit verblüffenden Zusammenhängen aufwartet und viele herkömmliche Sichtweisen des Natur- und Artenschutzes tiefgreifend in Frage stellt. So entpuppt sich manch vermeintlich einfacher Zusammenhang zwischen “invasiven” neuen Arten und den dadurch bedrohten einheimischen Tieren und Pflanzen als ziemlich kompliziert. Immer wieder stellt sich heraus, dass der Mensch erst durch die Veränderung des Lebensraums die Voraussetzungen für eine erstaunlich erfolgreiche Besiedelung durch Neuankömmlinge geschaffen hat.
Fred Pearce hat ein flammendes Plädoyer für mehr Gelassenheit im Umgang mit den “neuen Wilden” geschrieben – denen man durchaus eine Chance geben sollte.