Im kalten Winter einfach die Decke über den Kopf ziehen und erst im Frühling wieder aus dem Bett kriechen – während das für uns Menschen ein Traum bleibt, verabschieden sich im Herbst viele Tiere in den Winterschlaf. Dass sie in diesem Zustand in Wirklichkeit nicht schlafen, stellt die Autorin Lisa Warnecke gleich zu Beginn ihres Buches klar. Die Tiere reduzieren hingegen Stoffwechsel, Körpertemperatur und Herzschlag, um in kalten Monaten Energie zu sparen oder in den Tropen Nahrungsengpässe während der Dürreperiode zu überbrücken. Die Biologin Warnecke klärt in ihrem Buch weitere Winterschlafirrtümer auf, stellt die bisherigen Forschungsergebnisse vor und nimmt den Leser mit auf vier Expeditionsreisen: zum Igel in Hamburg, zur Fledermaus in der kanadischen Prärie, zu den Lemuren im tropischen Madagaskar und zu einem Bilchbeutler in Australien. Für die Forscherin ist klar: Der Winterschlaf ist eine Überlebensstrategie in extremen Lebensräumen und ein Erfolgsrezept zur Arterhaltung. Die lebhafte Beschreibung ihrer Freilandforschung begeistert für ihre wissenschaftliche Arbeit. An ihren Forschungsergebnissen ist auch die Raumfahrt interessiert: Könnte man Astronauten künstlich in den Winterschlaf versetzen, ließe sich ihre psychologische Belastung bei langen Weltallmissionen minimieren. Das aber bleibt, erst einmal, ein Zukunftsszenario.
Lisa Warnecke
Das Geheimnis der Winterschläfer
Reisen in eine verborgene Welt
C.H. Beck. 205 Seiten, 19,95 €