Achtsamkeit ist in aller Munde. Das Angebot an Ratgebern und Trainings immens, die Qualität schwankend. Doch ganz so einfach ist es nicht, sein Leben dauerhaft danach auszurichten. Wer findet schon im hektischen Alltag die Zeit, ein stilles Meditationsstündchen aufzubringen, um sein Gehirn aufs Leben im Jetzt zu polen? Ach was, zehn Minuten am Tag reichen auch, antworten Achtsamkeitsgurus dann gerne, wenn es um das Thema Zeitnot geht. Aber mal ehrlich, auch dafür fällt es nicht leicht, täglich Zeit einzuräumen. Der Brite Rohan Gunatillake macht Schluss mit der beliebten Ausrede. Geschickt löst er das Haupthindernis Zeitmangel in Nichts auf, wenn er erklärt, dass die formelle Praxis an einem stillen Ort mit verschränkten Beinen und auf den Knien ruhenden Händen zwar wichtig, aber nicht die einzig wirksame Form der Achtsamkeitspraxis ist. Er plädiert für eine mobile Praxis, eine Art Unterwegs-Meditation, die „seit jeher fester Bestandteil der Achtsamkeitstradition” ist. Seine These: Achtsamkeit lässt sich überall, ja sogar im digitalen Zeitalter üben, nicht nur mit „digital detox”, also mit Zeiten absoluter digitaler Abstinenz. Dazu bietet er so viele Übungen an, dass jeder eine passende finden oder erfinden kann. Etwa diese: Immer wenn ich zu meinem Smartphone greife, richte ich meine Aufmerksamkeit darauf, wie sich das Gerät in meiner Hand anfühlt, und achte für einen Moment auf meinen Atem.