Reiselustige wissen es längst: Reportagen sind fesselnder als Berichte aus zweiter Hand. Mathematikern hingegen ist eine Erzählform fremd, die von der persönlichen Situation des Autors lebt – Abstraktion und Objektivität sind schließlich Mathe-Markenkern. Sie schreiben Erklärbücher und allenfalls mal eine historische Erzählung.
Nun hat der französische Mathematik-Professor Mickaël Launay einen ganz neuen Ton angeschlagen. Er macht sich als Ich-Erzähler im Frankreich von heute auf die Suche nach der Geschichte der Mathematik – und findet sie im Louvre, am Eingang von Metro-Stationen, in Marseille, in der Region Vendée und schließlich sogar in der Schweiz.
Jedes seiner Erlebnisse, spannend komprimiert wie ein Reisebericht, ist der Beginn eines Tauchgangs in die Geschichte des Rechnens und Denkens. Launay nimmt den Leser mit zu den Geburtsstätten der Mathematik im antiken Mesopatamien, nach Indien, Italien und Südkorea und lässt ihn fachkundig und einfühlsam die großen Gedanken mitdenken, die zur mathematischen Gegenwart von heute geführt haben. Wie kam es etwa dazu, dass Menschen Zahlen nutzten? Was war die Notwendigkeit für die Formeln? Und welche Gedanken liegen den ersten maschinellen Algorithmen zugrunde?
Launay zeigt auf jeder der 247 Seiten, dass die überraschenden Entdeckungen und genialen Einfälle von Pythogras über Descartes bis Gödel, Hilbert und Mandelbrot uns helfen, die Welt zu verstehen.
Mickaël Launay
Der große Roman der Mathematik
C.H. Beck, 247 S., € 19,95, ISBN 978–3–406–72151–9
E-Book für € 15,99, ISBN 978–3–406–72152–6