Viele Wissenschaftler waren kauzige Exzentriker voller Leidenschaft. Richard von Schirach erzählt eindrucksvolle Episoden aus ihrem Leben und setzt sie zu einem unterhaltsamen Mosaik zusammen. Da ist etwa der scheue Eigenbrötler Henry Cavendish, der als Erster die mittlere Erddichte bestimmte und bei dem eine Störung der täglichen Abläufe Panik attacken auslöste. Oder Julius Robert von Mayer, der den Energieerhaltungssatz aufstellte und viele Jahre in der Psychiatrie verbrachte. Der Leser erfährt von den problematischen privaten Beziehungen des Physikers und Leiters des Manhattan-Projekts Robert Oppenheimer, vom Suizid des großen Physikers und Philosophen Ludwig Boltzmann und vom schweren Leben Marie Curies, die tagsüber, eingehüllt in giftige Dämpfe, Radium extrahierte und abends ihre Töchter ins Bett brachte.
Skurrile Marotten und psychische Abgründe – das Buch beleuchtet die persönlichen Seiten der großen Gelehrten, führt durch ihre Häuser und Bibliotheken, begleitet sie auf Reisen, ist bei ihnen bei großartigen Triumphen und in dunklen Stunden. Dabei erfährt der Leser viel über die oft abenteuerlichen Umstände, unter denen es zu bahnbrechenden Entdeckungen kam, die sie zum Teil sogar erst ermöglichten. Ein Buch über die Höhen und Tiefen des Wissensdrangs – und die Menschen dahinter.
Richard von Schirach
Der Mann, der die Erde wog
C. Bertelsmann, Gütersloh 2017
340 S., € 22,–
ISBN 978–3–570–10258–9
E-Book für € 17,99
ISBN 978–3–641–16058–6