Anke Wilde hat es gewagt, ein Buch über das Erdmagnetfeld zu schreiben – über ein unsichtbares Phänomen, das auf den ersten Blick nicht sehr interessant ist. Und sie ist das Thema wissenschaftshistorisch angegangen, vom Mittelalter bis zur Gegenwart, was eine trockene Lektüre erwarten lässt. Doch herausgekommen ist ein fesselndes Buch. Das liegt vor allem an der unverkrampften Sprache und an der Fähigkeit der Autorin, selbst schwierige Sachverhalte anschaulich darzustellen.
Warum existiert das Magnetfeld überhaupt? Und warum wandern die magnetischen Pole, wechseln im Schnitt alle 300 000 bis 500 000 Jahre sogar die Seite? Früher hatte das Magnetfeld eine große Bedeutung, denn die Seefahrer waren auf den Kompass angewiesen. Viele kluge Köpfe haben sich damit beschäftigt – von Galileo Galilei über Carl Friedrich Gauß bis zu Alfred Wegener. Anke Wilde hat die Puzzlesteine akribisch zusammengefügt.
Ohne das Magnetfeld wäre Leben auf der Erde nicht möglich: Es schützt uns wie ein mächtiger unsichtbarer Schutzschild vor der kosmischen Strahlung. Erst 1995 gelang es, das Magnetfeld mit dem Computer zu modellieren und eine Umkehr der Pole zu erzeugen. Doch die Vorhersage solcher Umkehrprozesse bleibt Glücksache, denn der Blick ins Erdinnere, wo das Magnetfeld zum größten Teil entsteht, ist nicht möglich.
Eine Warnung zum Schluss: Trotz allen Sprachvergnügens ist das Thema selbst keine leichte Kost. Klaus Jacob
Anke Wilde
UNSICHTBAR UND ÜBERALL
Franckh-Kosmos, 255 S., € 19,99
ISBN 978–3–440–16226–2