Vielleicht ist es die Erinnerung an die roten Haken im Heft aus der Schulzeit, die bei den meisten zur Überzeugung führt, Zahlen und Formeln könnten stets darüber richten, ob etwas stimmt oder nicht. Doch in seinem neuen Buch bricht der französische Mathematik-Professor und begnadete Erzähler Mickaël Launay mit seinen Lesern auf in eine faszinierende Welt, in der mathematische Fragen vom Blickwinkel abhängen und es Spaß macht, nach Zweideutigkeit von Aussagen zu suchen, um Neues zu lernen.
Wie kann man addieren, um zu multiplizieren? Wie groß ist die Unendlichkeit? Was bedeuten Dimensionen? Warum ist der Mount Everest nicht der höchste Berg der Erde? Scheinbar mühelos gelingt es Launay, die grundlegenden Gedanken der Zahlentheorie, Mengenlehre, Geometrie, Logik und Relativität zu vermitteln – formelfrei, uneitel und immer mit maßgeschneiderten Beispielen. Mit Pralinen erklärt er die Unendlichkeit und mit Ungeheuern die Geheimnisse der Euklidʼschen Geometrie. Mit Anekdoten bringt er den Lesern dabei Wissenschaftler wie Cantor, Newton, Benford, Einstein und Mandelbrot nah und erklärt ihre Gedanken kurzweilig.
Lust auf Mathematik als bloßes Richtig und Falsch hat nach der Lektüre der Regenschirm-Formel niemand mehr. Lust auf Nachdenken und andere Blickwinkel dafür umso mehr. Dieses Buch ist bewusstseinserweiternd im besten Sinn – ganz ohne Tabletten. Tobias Beck
Mickaël Launay
DIE REGENSCHIRM-FORMEL
C.H. Beck, 281 S., € 22,95
ISBN 978–3–406–75648–1