Geifer und Galle, Rotz und Spucke, Schweiß und Eiter – unerschrocken macht sich die Biologin Susanne Wedlich daran, einen der letzten weißen Flecken des Allgemeinwissens mit Informationen zu füllen. Ihr Thema ist der Schleim, aus dem wir sind und der uns am Leben hält.
Kein Mensch, kein Tier, keine Pflanze kann existieren ohne solche wasserhaltigen, zähfließenden Hydrogele. Schleim ist ein Grenzflächenphänomen. Davon zeugen die Milliarden Jahre alten Stromatolithen – Gesteine, die mit einem feinen Biofilm aus Bakterien überzogen sind. Vermutlich sind sie die ältesten erhaltenen Lebensformen.
Heute bewachen Dutzende Arten von Schleim die äußeren Grenzen vielzelliger Organismen: Schleimbarrieren an allen Körperöffnungen sollen das Eindringen von Parasiten, Krankheitserregern und Umweltgiften verhindern. Andere Sekrete befördern schädliche Substanzen wieder hinaus.
Vögel und Fische bauen mit Schleim ihre Nester, Spinnen und Sonnentau fangen mit ihm ihre Beute, Quallen und Schleimpilze sind nicht viel mehr als lebendige Hydrogele.
Wedlich beschreibt alle Facetten des Bio-Glibbers unter Oberbegriffen wie Physik, Evolution und Umwelt. Der Leser kann sich ohne Verständnislücken herauspicken, was ihn am meisten interessiert – oder mit leisem Grausen fasziniert. Doch hektisches Vorblättern verhindern die üppig eingestreuten künstlerischen Illustrationen.
Jürgen Nakott
Susanne Wedlich
DAS BUCH VOM SCHLEIM
Matthes und Seitz
Reihe: Naturkunden Bd. 59
287 S., € 34,–
ISBN 978–3–95757–774–0