Einen heftigen Disput darüber lieferten sich zwei der berühmtesten Gelehrten des 17. Jahrhunderts: Gottfried Wilhelm Leibniz und Isaac Newton. Den Anstoß gab die Erfindung einer genauen Uhr, um das Phänomen Zeit zu messen. Thomas de Padova, Astronom und Wissenschaftspublizist, schildert spannend, welche Schwierigkeiten zu meistern waren, um einen gleichmäßig ablaufenden Zeit- Apparat zu bauen. Und er beschreibt, wie tiefgreifend sich das Leben veränderte, als sich die Zeit messen ließ: Begriffe wie Pünktlichkeit, Arbeitsdisziplin und Zeitverschwendung gab es zuvor nicht.
Ohne eine präzise Zeitmessung – so Padovas These – wären Isaac Newtons Erkenntnisse nicht möglich gewesen. Denn einer ihrer Grundpfeiler ist: „Die absolute Zeit verläuft vermöge ihrer Natur unabhängig von allen Dingen stets gleichmäßig.” Sie würde auch ablaufen, wenn es sonst nichts gäbe. Leibniz hielt dagegen: Was Zeit ist, hängt von unseren zufälligen Erfahrungen ab, etwa vom Tag- und Nachtwechsel, der ja auch ganz anders sein könnte.
Newtons Werk beherrschte die Physik der nächsten zwei Jahrhunderte, seine „absolute Zeit” ist bis heute im Alltagsdenken verwurzelt. Leibniz’ Vorstellung über das „relative” Wesen der Zeit erfuhr eine Würdigung durch Albert Einstein, der der Zeit ihre Newton’sche Absolutheit nahm: Sie hängt demnach von der Bewegung des Systems ab, in dem man sie misst.
Wolfram Knapp