Um uns her tobt ein unsichtbarer Kampf. Manchmal schafft er es aus der Welt der Bits und Bytes in die Schlagzeilen: wenn der Bundestag gehackt oder Wahlen manipuliert werden oder wenn Whistleblower offenlegen, wie Geheimdienste spionieren. Selten zeigen Cyber-Krieger unverhüllt ihre Macht – etwa, wenn sie mit Schadsoftware Uran-Zentrifugen im Iran zerstören oder die Stromversorgung in der Ukraine zusammenbrechen lassen.
Dies sei erst der Anfang, warnen die Datensicherheitsexperten Constanze Kurz und Frank Rieger. Künftig würden wir „auf eine Weise angreifbar, dass sich die heute bekannten Fälle dagegen ausnehmen wie eine Erkältung im Vergleich zur Spanischen Grippe“. Denn Mobilgeräte und das kommende Internet der Dinge bieten viele neue Angriffsflächen: vom intelligenten Lautsprecher bis zur vernetzten Produk‧tionsmaschine, vom Stromzähler bis zur Smart Watch, von der Überwachungskamera bis zur Anzeigetafel für den Bahnverkehr.
Schlimmer noch: Viele Geräte sind voller Sicherheitslücken, bedingt durch Zeitdruck und Schlamperei bei der Programmierung oder die Einbindung nicht perfekt zusammenpassender Module. Solche „Exploits“ sind wie pures Gold: So bieten Firmen bis zu 1,5 Millionen Dollar, wenn jemand eine Möglichkeit findet, ein weltweit verkauftes neues Smartphone aus der Ferne zu manipulieren. Kenntnisreich, anschaulich und unaufgeregt beschreiben Kurz und Rieger reale Gefahren und (noch fiktive) Szenarien, wie unsere Infrastrukturen getroffen werden könnten, ohne dass sich nachweisen lässt, ob dahinter militärische oder „nur“ kriminelle Attacken stecken.
Doch damit müssen wir uns nicht abfinden, sagen sie und fordern einen TÜV für Software. So wie es einst bei Häusern, Kraftwerken oder Autos gelang, könnte man auch bei Software Sicherheitsstandards und „Bauvorschriften“ definieren, bessere Komponenten entwickeln und in Haftungsregeln festschreiben. Denn letztlich sind auch die Länder, die sich als Großmächte im Cyber War sehen, keineswegs unverwundbar.
Constanze Kurz, Frank Rieger
Cyber War – Die Gefahr aus dem Netz
C. Bertelsmann, 288 S., € 20,–, ISBN 978–3–570–10351–7
E-Book für € 12,99, ISBN 978–3–641–22939–9
Hörbuch bei „Der Hörverlag“, € 18,95, ISBN 978–3–844–53288–3