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Kreative Katastrophen

Bücher

Kreative Katastrophen
B-04-17 Geschichte des Lebens.jpg
Peter Ward, Joe KirschvinkEine neue Geschichte des LebensDVA, München 2016544 S., € 29,99, ISBN 978–3–421–04661–1E-Book für € 23,99ISBN 978–3–364–11499–25

Die gesamte Geschichte des irdischen Lebens in einem Buch darzustellen, von seiner Entstehung bis heute, und mit einem Ausblick auf sein Ende – das ist wirklich eine Großtat. Zuletzt hat das Richard Fortey Mitte der 1990er-Jahre in “Leben. Eine Biographie” gewagt, doch seitdem gibt es viele neue Erkenntnisse. Zum Beispiel zu der Frage, woher das Leben überhaupt stammt, wo es entstanden sein könnte: In der Nähe heißer Quellen im Ozean? In einem Salzsee in der Wüste? Oder tief verborgen im Erdinneren in porösem Gestein? All diese Hypothesen werden diskutiert – doch Kirschvink, der Geobiologe des Autorenduos, kann sich auch gut vorstellen, dass das Leben eingewandert ist: vom Mars. Dort gab es bereits Flüsse, Seen und Meere, bevor Wasser die Erde belebte. Und von dort könnten Meteoriten Keime mitgebracht haben, 3,6 Milliarden Jahre vor unserer Zeit.

Danach ging es wechselvoll weiter: Immer wieder starben massenhaft Lebewesen aus, es entwickelten sich neue Arten – und ein neues Erdzeitalter brach an. Paläontologe Peter Ward und Co-Autor Joe Kirschvink unterscheiden zehn einschneidende Katastrophen. Vor 2,5 Milliarden Jahre ging es los: Blaualgen sorgten für einen plötzlichen Anstieg des Sauerstoffs auf der Erde, der für praktisch alle anderen damaligen Mikroorganismen “ein tödliches Gift” darstellte. Zugleich vereiste der Erdball von den Polen bis zum Äquator. “Schnellball-Erde” hat Joe Kirschvink dieses Phänomen getauft. Es sollte sich noch mehrfach wiederholen.
Spätere Katastrophen waren Treibhausgasen wie Kohlendioxid oder Methan geschuldet. Auch beim Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren spielte der Treibhauseffekt eine Rolle – in Zusammenhang mit oder unabhängig von dem bekannten Meteoriten-einschlag, der den Chicxulub-Krater in Mexiko hinterließ. Das zehnte Massenaussterben erleben wir gerade, postulieren die Autoren: Es ist eine Folge gravierender Klimaänderungen seit dem Ende der letzten Eiszeit, aber zu großen Teilen auch menschgemacht.

Um die ersten Kapitel zu verstehen, muss man zwar Grundkenntnisse in Chemie und Physik mitbringen, doch die Lektüre lohnt sich: Man staunt, wie exotisch und wie anders das Leben auf unserer Erde früher war.

© wissenschaft.de – Judith Rauch
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