Globalisierung – damit ist meist die internationale ökonomische Verflechtung der großen Konzerne gemeint. Charles C. Mann fasst den Begriff viel weiter: Globalisierung bedeutet für ihn, dass die Welt immer einheitlicher wird, in der Kultur wie in der Natur. In den Städten sieht man überall dieselben Kaufhäuser, in den Läden liegen dieselben Fruchtsorten, es gibt dieselben Krankheiten und dieselbe Architektur.
Der amerikanische Wissenschaftsjournalist rekonstruiert, wie es zu dieser Gleichmacherei gekommen ist. Alles fing mit Kolumbus an. Nach der Entdeckung Amerikas begann ein weltweiter Austausch von allem. Nicht nur Feldfrüchte wie die Kartoffel oder der Mais kamen über die Ozeane, sondern auch viele Krankheiten. So eroberte die Malaria von Europa aus die ganze Welt.
Das Besondere an diesem sorgfältig recherchierten Geschichtsbuch ist, dass es den Alltag lebendig werden lässt. Man versteht das Leid der ersten Engländer, die in die USA kamen, wo sie an vielen Entbehrungen und Krankheiten litten, oder der Iren, als ihre Kartoffeln verfaulten und es zu einer großen Hungersnot kam. Vor allem aber vermittelt das Buch Zusammenhänge. Etwa, wie der Tabakkonsum der Europäer oder der Silberbedarf der Chinesen die Welt verändert hat. Oder warum der Süden der USA zu einem üblen Sklavenland wurde. Ein Aha-Erlebnis folgt dem nächsten. Da nimmt man die 807 Seiten gerne in Kauf.
Klaus Jacob