Politiker verweisen gern auf die Klimaziele von 1995, nach denen die globale Mitteltemperatur höchstens um 2 Grad, besser noch 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit steigen darf. Jens Beckert, Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, macht in seinem Buch deutlich, dass dieses Ziel nur Wunschdenken ist und nicht erreicht werden kann. Ursache ist unser kapitalistisches System, das auf Wachstum beruht und nur die Geldvermehrung als treibenden Motor kennt. Ökologische Aspekte fallen unter den Tisch. Beckerts Buch besticht durch seine glasklare Argumentation, mit der es belegt, was auf der Hand liegt: Die Klimapolitik ist bisher gescheitert. Das zeigt auch ein Blick auf den Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre, der sich in den letzten Jahren sogar noch beschleunigt hat.
Manche Ökonomen meinen, nur der Kapitalismus könne die Welt vor dem Klimakollaps retten, weil nur er genügend Kraft und Ideen entwickele. Beckert macht auch mit dieser Hoffnung Schluss, denn selbst wenn es gelänge, das Klima zu bändigen, würde das Wachstumsgebot des Kapitalismus andere Probleme verstärken, etwa das Artensterben oder die Verschmutzung von Flüssen und Meeren. Trotz seiner pessimistischen Argumentation warnt Beckert im letzten Kapitel vor Resignation. Er plädiert dafür, dass sich die Menschen vor allem besser vor den Folgen des Klimawandels schützen und im Kampf für den Klimaschutz nicht nachlassen. Klaus Jacob
Jens Beckert
Verkaufte Zukunft
Suhrkamp, 240 S., € 28,–
ISBN 978-3-518-58809-3