Als Haustiere und Stars unzähliger Internet-Videos sind Katzen allgegenwärtig. Insofern überrascht es, dass die wissenschaftliche Katzen-Forschung nach wie vor in den Kinderschuhen steckt. Einen umfassenden Überblick zum aktuellen Stand der von ihm so getauften Disziplin der „Ailurologie“ (eben der Wissenschaft von der Katze) gibt Jonathan B. Losos in diesem Buch. Dass der als Evolutionsbiologe auf Eidechsen spezialisierte Amerikaner seit früher Kindheit Katzenliebhaber ist, merkt man seinen Ausführungen an. Mit viel Neugierde und Begeisterung widmet er sich dem Thema und streut immer wieder unterhaltsame Anekdoten über seinen Kater Nelson ein.
Der lockere Tonfall des Buches geht aber nicht zulasten des wissenschaftlichen Anspruchs. Gerade, wenn es um die Evolution von der Nordafrikanischen Wildkatze zum zahmen „Stubentiger“ oder um allgemeine Grundlagen der Genetik bei der Zucht von Rassekatzen geht, ist Losos voll in seinem Element. An anderer Stelle nimmt er eher den Blickwinkel des interessierten Beobachters ein und weist auf bisher blinde Flecken der Forschung hin oder regt zum Weiterdenken an. So ist momentan noch nicht einmal abschließend geklärt, warum Katzen miauen. Und die Züchtung einer „vogelfreundlichen“ Hauskatze ohne ausgeprägten Jagdtrieb wäre ebenfalls begrüßenswert. Der Ailurologie dürften die spannenden Themen also nicht so schnell ausgehen. Christoph Walter
Jonathan B. Losos
Von der Savanne aufs Sofa
Eine Evolutionsgeschichte der Katze
Hanser, 384 S., € 26,-
ISBN 978-3-446-27763-2