Die junge Frau ist fest davon überzeugt, dass in ihr Trillionen von kleinen Menschen leben. Sie bauen dort Fabriken, Straßen und Häuser. Wenn in den Fabriken produziert wird, riecht die Patientin den Gestank. Und sie hört die kleinen Wesen sprechen. Sie sind dankbar, dass sie in ihr leben dürfen – aber sie geben ihr auch Befehle.
Das sind die Wahnfantasien einer Patientin, die Achim Haug in seinem Buch beschreibt. 15 Jahre lang hat er als Chefarzt in einer Psychiatrischen Klinik gearbeitet und lehrt nun an der Universität Zürich Psychiatrie. Haug berichtet noch von drei anderen Patienten, die von fantastischen Vorstellungen gequält werden. Dabei beeindruckt, wie wertschätzend er über diese Menschen schreibt. Und er betont, dass „Verrücktsein“ in jedem von uns schlummert. In Träumen oder bei hohem Fieber wechseln wir oft in bizarre Welten. Auch Aberglaube oder esoterisches Denken sind weit verbreitet. Gesunde Menschen schaffen es allerdings, allzu fantastische Gedanken in die Schranken zu weisen.
Haug schafft Verständnis für die Welt des Wahns. Er erklärt, was Mediziner unter Wahn verstehen, zeigt Entstehungshintergründe auf und geht auf Möglichkeiten der Heilung ein. Das wissenschaftliche Wissen vermittelt er dabei leicht verständlich und fesselnd. Haug schreibt, er wolle mit seinem unterhaltsamen Buch den Menschen die Angst vor psychischen Erkrankungen nehmen. Das ist ihm gelungen!
Achim Haug
Reisen in die Welt des Wahns
C.H. Beck, 255 S., € 19,95 ISBN 978–3–406–72743–6
E-Book für € 15,99 ISBN 978–3–406–72744–3