Mit Witz, Spannung und Leidenschaft erzählt der Insektenforscher Michael Ohl von der Evolution, vom Sozialleben und vom ökologischen Nutzen der Bienen, Wespen und Ameisen, die er seit Jahren untersucht und beobachtet. Packend mischt der Wissenschaftler am Museum für Naturkunde in Berlin biologische Fakten, historische Exkurse und schier unglaubliche Ereignisse rund um diese facettenreiche Tiergruppe. So berichtet er von Wespen, die Flugzeuge zum Absturz brachten, weil sie innerhalb weniger Stunden ihre Nester an Maschinen gebaut hatten, die auf dem Rollfeld parkten, und dabei wichtige Sensoren blockierten. Und er lässt den Leser mitfühlen, wie seine Forschungsobjekte ihn zuweilen traktieren: Er schildert die zeitweise schier unerträglichen Schmerzen, die der Stich mancher tropischen Wespen auslöst.
Ohl geht auch auf Kritiker ein, die ihm vorwerfen, Lebewesen für die Forschung zu töten. Das sei unvermeidbar – der Respekt vor dem Leben erfordere dann aber, dass ein Biologe jedes einzelne Tier so sorgfältig präpariere, dass es möglichst vielen Forschern Antworten auf ihre Fragen liefern könne. Von diesem Respekt zeugen die mikrohärchenscharfen Fotos Bernhard Schurians. Vor lackschwarzem Hintergrund machen sie noch feinste Details an Augen, Mundwerkzeugen, schillerndem Haarkleid und Stachelapparat von Bienen, Ameisen und Wespen für das bloße Auge erkennbar. Was man hier bestaunt, ist Evolution in Nahaufnahmen.
Michael Ohl
Stachel und Staat
Droemer, 386 S., € 39,99, ISBN 978–3–426–27749–2
E-Book für € 24,99, ISBN 978–3–426–45091–8